Site icon STELLAMINA

Im ANDERSLAND – Gedanken über Selbstbewusstsein und "anders-sein"

Warst du schon mal im Andersland? Dort gibt es Affen die nicht klettern wollen, Giraffen mit kurzen Hälsen und Elefanten mit rosaroten Ohren. Ja sogar Amina’s mit rosaroten Ohren!

Ein gutes Selbstbewusstsein ist enorm wichtig. Es lässt uns strahlen, Grenzen überwinden und offen auf Menschen zugehen. Während den Einen ein großes Selbstbewusstsein in die Wiege gelegt wurde, müssen andere daran arbeiten und sich immer wieder selbst ermutigen, den Kopf stolz zu heben. Auch ich habe mein Selbstbewusstsein über die Jahre aufgebaut doch immer wieder gibt es Situationen in denen ich das Gefühl habe, den Anforderungen nicht gerecht zu werden, nicht gut genug, schnell genug, kreativ oder gar nicht “normal” genug zu sein In solchen Momenten ist es wichtig, sich seiner Einzigartigkeit zu erinnern. Es ist okay, keiner Norm zu entsprechen.

Ein Elefant mit rosaroten Ohren” war lange Zeit mein absolutes Lieblings-Kinderbuch. Es erzählt von einem älteren Elefanten mit rosaroten Ohren, der von seinen Artgenossen ausgeschlossen wird, weil er “anders” ist. Ein junger Elefant findet das nicht schlimm und schließt Freundschaft ihm. Gemeinsam erzählen sie den Elefanten Geschichten vom Andersland, wo jeder anders ist. Die Elefanten finden Gefallen an den Geschichten und sehen auch den großen Elefanten mit anderen Augen, der nun sogar stolz auf seine rosaroten Ohren sein kann.

Anscheinend hatte ich schon als Kind das Gefühl, irgendwie anders zu sein und habe mich von dieser Geschichte besonders angesprochen gefühlt.  Auch später habe ich mich oft darüber identifiziert “anders” zu sein, anders als alle anderen, aber anders als wer?

Kinder mit außergewöhnlichen Namen kennen das Gefühl, fragende Grimassen beim Vorstellen hervorzurufen. So wie mein Name ein “anderer” war, hielt ich schon in jungen Jahren wenig davon, mich anzupassen. In meiner ersten Volksschulklasse fühlte ich mich tatsächlich so unwohl dass ich mit meinen stolzen 6  Jahren ins Büro der Direktorin spazierte um mich persönlich von der Schule abzumelden und ihr zu erklären, dass ich eine Schule und Klasse gefunden habe, in der ich ich sein konnte. Tat ich auch. Bis im Gymnasium, wo ich mich als Schlagzeug spielende Nietengürtel-Trägerin zwischen all den Klavier und Geigen-Genies fehl am Platz fühlte und wiederum Schule und Umfeld wechselte.

Sehr viel später, als mir das “anders” schon gar kein so großes Problem mehr war, gesellte sich ein anderer  Wortlaut auf meine Blacklist der ungeliebten Wörter. Ich war auf einmal nicht mehr nur “anders” sondern auch “zu”. Zu ernst“, „zu sportlich“, „zu dünn“, „zu zielstrebig“, „zu gut in der Schule“, „zu alternativ“, „zu anders-denkend“, im Grunde einfach immer „zu wenig wie der Rest“  oder eben “zu anders”.

Als ich meinen ersten Blog begann, beschrieb ich mich selbst als “Anders-Esserin”, und stellte mir irgendwann eine wichtige Frage: „Was ist denn das, was du als anders ansiehst?“.

Ich musste feststellen darauf keine Antwort zu haben. Ich bin vielleicht besonders zielstrebig, hinterfrage alles, nehme nichts als garantiert und bin in meinem Denken sehr kritisch, doch wenn es das ist, was mich ausmacht, ist es noch lange nichts was mich ‘anders’ macht. In diesem Moment habe ich eines verstanden: ZU anders gibt es nicht!

Niemanden von uns gibt es zweimal und aus der Reihe zu tanzen hat noch nie geschadet. Es stimmt schon, dass sich manche Menschen ähnlicher sind als andere, aber wir sind auch immer die Summe all unserer Erfahrungen und Eigenschaften, sind einzigartig in unserem Denken und Handeln. Warum also danach streben, wie jemand anderes zu sein? Jeder von uns ist “anders”, ein Individuum. Um so öfter ich mit diese Gedanken durch den Kopf gehen ließ, umso klarer verstand ich wie wichtig es ist, sich selbst kennenzulernen. “Höre auf zu sagen, dass du anders bist. Sag, was du wirklich bist!“ Kein Grund dich zu verstecken!

Diese kleine aber wertvolle Erkenntnis möchte ich mit dir teilen, denn von dem Tag an, an dem ich mich nicht mehr an den Dingen festnagelte, die ich nicht war, sondern an jenen die mich ausmachten, hatte ich nie mehr das Gefühl ‘anders’ zu sein. Hatte nicht mehr das Gefühl, wo nicht hineinzupassen, sondern war egal wo und neben wem schlicht ich. Mit diesen Worten möchte ich dir Mut machen, du zu sein und niemand sonst. Sei stolz auf deine Einzigartigkeit, sei stolz auf deine Fehler und trage sie mit Würde. Sei du selbst.

Heute trage ich abwechselnd Blümchenbluse und Schwarz/grau und male mir mit Photoshop Häschen Ohren auf. Ätsch. ICH BIN ICH! (Mein zweitliebstes Kinderbuch 😉


*** Die Fotos sind vergangenen Sommer im Haus Konstruktiv gemeinsam mit dem Fotografen Christoph Dill entstanden. ***

Exit mobile version